Deutsche Auszeichnung für das Design

„Deutsche Auszeichnung für das Design des Albums „Fotografien für Dokumente“ von Vytautas V. Stanionis“

Der Preis der deutschen Stiftung für Buchkunst wird seit 1929 vergeben, der Wertbewerb ist einer der begehrtesten in Europa. Jedes Jahr wählt eine Expertenkommission 25 Bücher aus, die in Deutschland veröffentlicht oder gedruckt wurden. Außerdem werden drei zusätzliche Auszeichnungen (ohne Beschränkung des „Herkunftslandes“) für Innovation und die Suche nach neuen Formen in der Buchkunst vergeben. Das Kreativteam des Albums mit Vytautas V. Stanionis, Designer Tomas Mrazauskas (Berlin), Verleger Gintaras Česonis (Kaunas Photograph Gallery, Außenstelle Kaunas der Union der litauischen Kunstfotografen), Fotoeditor Raimundas Austinskas (Kaunas) sowie den Produktionsmanagern Regimantas Trinkūnas und Mindaugas Šveikauskas (Druckerei Kopa, Kaunas) erhielten einen der drei Preise.

Es lässt sich nicht einfach definieren, was das Album „Photographs for Documents“ („Fotos für Dokumente“) ist. Es ist nicht einfach ein künstlerischer Zyklus oder eine bewusst von Vytautas V. Stanionis zusammengestellte Serie. Das Album enthält Doppelporträts von Personen, die von den sowjetischen Behörden in Auftrag gegeben wurden. Zwei auf einem Foto aufgenommene Personen, die keinerlei Beziehung zueinander hatten, wurden aufgrund der Materialknappheit später auseinander geschnitten; diese Fotos wurden für Dokumente und andere amtliche Unterlagen verwendet, wobei die Randdetails erhalten blieben, die eigentlich nicht benötigt wurden, heute aber sehr interessant sind. Wie von dem Kunstkritiker Ieva Meilutė-Svinkūnienė angemerkt, liegt die „Urheberschaft weder allein bei Vytautas Stanionis, noch bei Vytautas V. Stanionis, sondern bei beiden Autoren“. Schon 1987, also fast zwanzig Jahre nach dem Tod seines Vaters und fast vierzig Jahre nach Entstehung der Bilder, begann Vytautas V. Stanionis dieses Archiv zu untersuchen und schuf seine spezifischen „Fotos für Dokumente“, ein Phänomen, das sich bis heute erhalten hat.

Das ungewöhnliche Design des Albums verdeutlicht die Dualität und Verarbeitung der Fotos für Dokumente. Designer Tomas Mrazauskas hatte nicht die Absicht, die Illusion einer sterilen oder repräsentativen Fotografie zu erzeugen, sondern teilte jedes Bild durch den Falz der Seite bewusst in zwei Hälften. Dieser kühne Entschluss vermittelt zumindest eine leichte Vorstellung der unterschiedlichen Einstellungen und Ziele von Vater und Sohn, die durch Zusammenführung letztendlich ein Ganzes ergeben. Die ursprüngliche Verwendung der Fotos ist im Design des Albums ebenfalls erkennbar, da es an einen Aktenordner erinnert: Der blassblaue Einband, die beiden Metallklammern und die dünnen, gelblichen Blätter passen in ihrer Ästhetik zu den zerkratzten, eingestaubten Porträtfotos. Dank des innovativen Designs und spezifischer Druckverfahren können die Fotos richtig wirken und erzeugen einen engen Dialog zwischen Inhalt und Form, der den Betrachter anzieht und zum Nachdenken anregt.

Das Album „Photographs for Documents" („Fotos für Dokumente“) von Vytautas V. Stanionis wurde schon bei dem im Frühling veranstalteten Wettbewerb für litauische Buchkunst ausgezeichnet. Außerdem errang es Preise beim baltischen Wettbewerb für Buchkunst und wurde auf dem bekannten Fotografiefestival in Arles als eines der fünf schönsten Alben (von 600 Vorschlägen) ausgewählt.
Anfang Oktober 2014 werden das Album sowie weitere Bücher, die großen Anklang fanden, auf der größten internationalen Buchmesse der Welt– der Frankfurter Buchmesse – am Stand der deutschen Stiftung für Buchkunst ausgestellt (*Halle 4.1 Q17).

Milda Kiaušaite

 

Nuotraukos dokumentams V. Stanionis